Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | Burgdamm |
Postleitzahl | 28717 |
Querstraßen | Bremerhavener Heerstraße Neustettiner Straße Beckersweide Burgdammer Postweg |
Straßentyp | Anliegerstraße |
Straßenlänge | rund 350 Meter |
Die Kellerstraße in Burgdamm verbindet den Burgdammer Postweg mit der Bremerhavener Heerstraße, seit diese 1830 gebaut wurde.
Die Straße hat eine lange, teilweise kuriose Geschichte mit verschiedenen Namenswechseln und -deutungen hinter sich. Dabei überrascht es nicht, dass sich zwischenzeitlich senatorische Stellen, Fernmeldeamt, Kataster- und Vermessungsverwaltung, das Ortsamt Burglesum sowie die Anwohner nicht immer einig über den aktuellen Straßennamen waren. Doch der Reihe nach …
Auch wenn der Volksmund von Kellerstraße sprach, war der Straßenzug bis in die 1940er Jahre nach Gottfried Keller benannt. Dieser wurde 1819 in Zürich geboren, wo er 1890 auch verstarb. Er war Maler, Dichter, Lyriker und Politiker. Er studierte unter anderem in Heidelberg und Berlin. Dort schrieb er bereits Romane und Novellen und kehrte 1855 nach siebenjährigem Aufenthalt in Deutschland in seine Geburtsstadt zurück. Zehn Jahre widmete er sich politischen Aufgaben, ehe er 1876 sein Amt niederlegte und wieder der literarischen Arbeit nachging. In seinen letzten Jahren überraschte Gottfried Keller noch mit Romanen, Novellen und Erzählungen.
Der Name Gottfried-Keller-Straße blieb auch nach der Gemeindereform 1939 zunächst unverändert. Im weiteren zeitlichen Verlauf erhielt die Straße jedoch einen bemerkenswerten Namenswechsel. Bis 1945 war die Straße nach dem damaligen Reichskanzler „Adolf-Hitler“ benannt. Auch weitere Verkehrswege und Plätze im bremischen Stadtgebiet trugen diesen aus heutiger Sicht unsäglichen Namen. Hierzu zählen die derzeitige Hammersbecker Straße in Aumund, der Rathausplatz in Hemelingen, der Platz An der Lesumer Kirche und auch die jetzige Stephanibrücke.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt die Straße zunächst ihren alten Namen Gottfried-Keller-Straße zurück.
Mitte der 1950er Jahre herrschte über den korrekten Straßennamen Verwirrung. Die Straßenbeschilderung wies den Namen Kellerstraße aus, das Adressbuch, Kataster- und auch Fernmeldeamt führten die Straße unter Gottfried-Keller-Straße.
Das Staatsarchiv Bremen befand, dass eine Umbenennung in Kellerstraße immer noch leicht zu Verwechselungen mit dem Gottfried-Keller-Weg in der Südervorstadt der Bremer-Neustadt führen würde. Vom Unterausschuss für Straßenumbenennungen wurden gänzlich neue Namensvorschläge gefordert. Im November 1955 erzielten Ortsamtsleiter Steil und der Leiter des Staatsarchivs Bremen Prüser eine Einigung darüber, die Straße unter dem Namen Kellerstraße bestehen zu lassen. So könne der Name auf einen bremischen Feldobristen Namens „Auf dem Keller“, der die Burg und das Lesumufer im ersten Krieg gegen die Schweden verteidigte, zurückgeführt werden.
Gerhard auf dem Keller war ein deutscher Offizier, zunächst in Diensten des Regiments eines schwedischen Generals, später in verschiedenen Ämtern des bremischen Stadtmilitärs. Als solcher war er in entscheidenden militärischen Positionen in den zwei Bremischen Schwedenkriegen involviert. Bereits 1654 verteidigte er gegen die Schweden die Selbstständigkeit Bremens als damalige Freie Reichsstadt. In diesem Jahr wurde er auch zum Stadtkommandanten Bremens ernannt.
Einige Jahre später – 1666 – diente er wiederum beim Abwehrkampf der Stadt. Trotz der seit August dauernden Belagerung konnte der Konflikt mit den Schweden im November 1666 mit einem Friedensvertrag beigelegt werden und die Stadt Bremen ihre Unabhängigkeit bewahren.
Fast dreihundert Jahre später wird mit der Senatsvorlage vom 03. Mai 1956 in der Bremischen Bürgerschaft die Umbenennung der Straße in Kellerstraße amtlich. Die Vorlage erläutert, dass es sich um einen eingebürgerten Namen handele.
Der Hintergrund hierzu ist, dass der Volksmund bereits im 19. Jahrhundert von Kellerstraße sprach. Als sich der Transportverkehr noch über den Burgdammer Steindamm in Richtung Bremen bewegte, führte dort Anton Winters eine Ausspannwirtschaft. Dieser siedelte mit dem Bau der Bremerhavener Heerstraße 1830 dorthin über und baute, ganz in der Nähe des von ihm errichteten Hotels „Stadt London“, auch eine Brauerei. In einem Sandberg an einer Querstraße zum Alten Postweg legte er für diese Brauerei einen sogenannten Bier- und Eiskeller an, der bei der ursprünglichen Namensgebung durch den Volksmund Pate gestanden haben soll.
Und auch diese Anekdoten zur Kellerstraße sind im Staatsarchiv noch dokumentiert: In einer Senatsvorlage der Bremischen Bürgerschaft von 1957 war trotz Umbenennung in Kellerstraße ein Jahr zuvor erneut von der Gottfried- Keller-Straße die Rede. Dies wurde seitens des Ortsamtes Burgdamm eilig richtiggestellt.
Bis ins Jahr 1959 gab es auf der Strecke zwischen der Omnibus-Haltestelle und der damaligen Hausnummer 27, der Kohlenhandlung Sprengel noch keine Wasserleitung. Das Pflaster der Straße ermüdete inzwischen Geduld und Bandscheiben der immer zahlreicheren fahrenden Verkehrsteilnehmer. Auch befanden sich die Gehwege in einem haarsträubend schlechten Zustand. Daraufhin beschloss der Beirat, zumindest den Fußweg auf der südlichen Seite im darauffolgenden Haushaltsjahr in Ordnung bringen zu lassen.
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 107
Quellen:
Staatsarchiv Bremen, Signatur 4.135/2, 511
Bremer Adressbuch von 1952, https://brema.suub.uni-bremen.de/periodical/pageview/738952, abgefragt 13.08.2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_auf_dem_Keller, abgefragt 17.06.2020