Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | Burg-Grambke |
Postleitzahl | 28719 |
Querstraßen | Friedensheimer Straße Grönlandstraße Nachtweide |
Straßentyp | Anliegerstraße |
Straßenlänge | rund 650 Meter |
Ein Fenster zur Geschichte
Diese Straße im Bremer Stadtteil Grambke ist mehr als nur eine einfache Wohnstraße. Sie ist ein lebendiges Zeugnis der engen Verbindung zwischen Bremen und dem Teufelsmoor, einem faszinierenden Moorgebiet nördlich der Stadt. Doch was steckt hinter diesem Straßennamen und welche Geschichten verbergen sich in den umliegenden Straßen? Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.
Die Waakhauser Straße wurde nach der Siedlung Waakhausen im Teufelsmoor benannt. Waakhausen ist ein kleines Dorf im niedersächsischen Landkreis Osterholz und liegt mitten im Teufelsmoor. Diese Region ist bekannt für ihre einzigartige Landschaft und ihre bewegte Geschichte. Das Teufelsmoor, einst eine undurchdringliche Moorlandschaft, wurde im Laufe der Jahrhunderte durch mühsame Entwässerungs‐ und Kultivierungsarbeiten urbar gemacht. Waakhausen spielte dabei eine wichtige Rolle. Waakhausen selbst ist ein Ort mit einer reichen Geschichte. Geschätzt 1218 gegründet waren die Bauern vom Kloster Osterholz und den Herren von Sandbeck bemeiert und damit unfrei. Im 14. Jahrhundert wurden die Höfe größtenteils bereits wieder aufgegeben. In dieser Zeit erlitt die Region durch die Marcellusfluten von 1219, 1362 und auch 1634 wiederholt schwere Schäden. Mittels des Deichbaus wollten die Menschen dem Wasser trotzen. Vor den gewaltigen Wassermassen sollten in erster Linie Warften schützen, also kreisrunde, künstlich aufgeschüttete Besiedlungshügel.
Besonders die zweite Marcellusflut 1634, auch als „Grote Mandränke“ bekannt, richtete verheerende Schäden an und veränderte die Landschaft nachhaltig. Immense Flächen Ackerland gingen verloren. Chronisten verzeichnen die Pegel mit rund vier Metern über dem mittleren Hochwasser. Zigtausend Menschen und Vieh ertranken. Der Bremer Bibliothekar Kohl wird um 1850 mit der Beschreibung von Rettungsmaßnahmen für Mensch und Tier zitiert:
So lange das Wasser in den Häusern noch leidlich niedrig steht, machen die Bewohner für das Vieh im Stalle ein hohes Brettergerüst, auf das sie die Kühe wie auf eine Tribüne hinauftreiben. Zuweilen fahren sie mit einem großen Schiffe auch in die weite Hausdiele hinein, binden es an einem Balken fest und bringen ihr Vieh hinauf. Auch für ihr Herdfeuer mitten im Hause bauen sie ein Brettergerüst, bedecken es mit Sand und zünden daruf dicht über dem Wasserspiegel die häusliche Flamme an. Sie selber schlafen und hausen auf dem Boden und steigen auf Leitern zu dem Feuerherde und Vieh in der Haushalle, die zu einem Wasserkeller geworden ist, hinab. Steigt das Wasser noch weiter, so retten sie alles über Stege und Brücken auf das schwimmende Land. Ein alter Mann erzählte, daß er sich während seines Lebens schon viermal auf diese Weise habe retten müssen.
Diese historischen Ereignisse sind tief im kollektiven Gedächtnis der Region verankert und prägen bis heute das Bewusstsein der dortigen Bewohner.
Neben der Waakhauser Straße gibt es in Grambke weitere Straßen, die auf die Geschichte und Geografie der Region hinweisen. Dazu gehören die Teufelsmoorstraße, die Weyderdeelenstraße und die Wörpedahler Straße.
Teufelsmoorstraße
Diese Straße ist nach dem Teufelsmoor benannt, bekannt für seine einzigartige Flora und Fauna sowie seine Bedeutung für die regionale Kultur und Geschichte. Einst eine schwer zugängliche Moorlandschaft, ist das Teufelsmoor heute ein beliebtes Naherholungsgebiet und ein Symbol für die erfolgreiche Kultivierung und Nutzung der Natur durch den Menschen.
Weyderdeelenstraße
Diese Straße ist eine typische Wohnstraße in Grambke. Der Name erinnert an die landwirtschaftliche Prägung der Region, da „Weyderdeelen“ auf die Nutzung der Wiesen als Weideflächen hinweist. Diese Tradition ist bis heute in der Landschaft und den örtlichen Gegebenheiten sichtbar.
Wörpedahler Straße
Benannt nach der Ortschaft Wörpedahl im Teufelsmoor, verweist diese Straße ebenfalls auf die enge Verbindung der Region mit dem Teufelsmoor. Ein weiterer kleiner Ort im Moorgebiet, der für die lange Geschichte der Besiedlung und Kultivierung des Moores steht.
Die Waakhauser Straße und ihre umliegenden Fahrwege sind nicht nur Verkehrswege, sondern auch Zeugen einer bewegten Geschichte und Ausdruck der engen Verbindung der Bremer mit dem Teufelsmoor. Sie erinnern an die Herausforderungen und Erfolge der Menschen, die das Moor urbar gemacht und die Region geprägt haben. Heute bieten sie den Bewohnern von Grambke eine ruhige und beschauliche Wohnlage, die gleichzeitig ein Blick durch das Fenster der Geschichte sind und damit Historie lebendig bewahrt.
Volker Bulling
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 126
Quellen:
Porsch M (2010). Bremer Straßenlexikon, Überarbeitete Gesamtausgabe, Carl Schünemann Verlag Bremen
Beschreibung des Bremer Bibliothekars Kohl um 1850 (zitiert nach Friedrich Kühlken: „Zwischen Niederweser und Niederelbe“, 2. Aufl. 1965, Verl H. Saade)
Internetseite von Teufelsmoor.eu, https://www.teufelsmoor.eu/region/worpswede/waakhausen/, zuletzt abgerufen am 06.03.2025
Internetseite von ndr.de; https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Die-Grote-Mandraenke-Schicksalhafte-Flut-1634,grotemandraenke101.html, zuletzt aufgerufen am 06.03.2025