Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | Burg-Grambke |
Postleitzahl | 28719 |
Querstraßen | Am Bahndamm Grambker Heerstraße |
Straßentyp | Anliegerstraße |
Straßenlänge | rund 35 Meter |
Die Sinaistraße ist eine Straße im Ortsteil Burg-Grambke des Bremer Stadtteils Burglesum. Sie liegt im alten Dorfkern von Grambke. Vor 2015 gehörte dieser Teil noch zu An Smidts Park, wurde nach dem Bau der Bahnunterführung vom Smidts Park abgetrennt und zu einem eigenständigen Straßenteil. Sie verbindet die Straße Grambker Heerstraße mit der Straße Am Bahndamm. Die Sinaistraße ist eine der ältesten Straßen in Grambke und hat eine interessante Geschichte.
Die genaue Herkunft und Bedeutung des Namens sind nicht bekannt, aber es gibt verschiedene Vermutungen. Eine Möglichkeit ist, dass der Name mit dem lateinischen Wort Sinus“ (Bucht, Krümmung) zusammenhängt und auf die Lage der Straße an einer Biegung der Lesum hinweist. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Name mit dem hebräischen Wort inai“ (Dornbusch) zu tun hat und auf die frühere Vegetation in der Gegend anspielt.
Vermutlich geht der Name auf einen alten Flurnamen zurück, der einen Landschaftsteil in Grambke bezeichnete. Der Leiter des Staatsarchivs Bremens vermutete 2015, dass es eine volkstümliche Bezeichnung für eine Sanddüne im flachen Gelände sei, die dort früher vorhanden war.
Die Sinaistraße wurde erstmals 1824 urkundlich erwähnt. Damals war sie eine schmale Landstraße, die von Bauernhöfen und kleinen Häusern gesäumt war. Die Straße war Teil einer wichtigen Verbindung zwischen Bremen und Bremerhaven, die auch von Postkutschen genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Grambke zu einem Industriestandort mit Werften, Eisenbahnen und Fabriken. Die Sinaistraße wurde dadurch zu einer belebten Geschäftsstraße mit Läden, Gaststätten und Handwerksbetrieben.
Im Jahr 1938 wurde die Sinaistraße aus nachweislich antisemitischen Gründen von den Nationalsozialisten umbenannt in An Smidts Park. Die Umbenennung war Teil einer systematischen Aktion, bei der insgesamt sechs Straßen in Bremen, die jüdische Namen hatten oder vermeintlich jüdisch klangen, einen neuen Namen erhielten. Die anderen betroffenen Straßen waren die Michael-, die Uriel-, die Raphael-, die Rathenau- und die Emanuelstraße. Die Umbenennung sollte die Erinnerung an die jüdische Geschichte und Kultur in Bremen auslöschen.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Straßen den Namen An Smidts Park. Über die Jahrzehnte danach führten verschiedene Straßenverlaufsänderungen zu der Situation, dass es mehrere Straßen An Smidts Park gab. Insbesondere die Eisenbahnunterführung zu Beginn der 1990er Jahre sorgte dafür, das die Straße An Smidts Park an anderer Stelle verlängert wird, wobei der alte und der neue Straßenverlauf den Namen An Smidts Park behielten.

Der Vergleich einer Karte von 1877 und heute, dokumentiert die Veränderungen sehr deutlich.
Diese Dopplung führte zu Verwirrungen und Verwechselungen bei Besuchern der Anwohner, bei Post und auch bei Rettungsdiensten.
Aus dem Verkehrsressort wurde daher eine Umbenennung angeregt und durch den Beirat initiiert. Dies sehr zum Leidwesen der Anwohner, die Einwände gegen eine Umbenennung formulierten.
Im Jahr 2015 wurde offiziell ein Umbenennungsverfahren eingeleitet. Das Verfahren wurde formal vom Beirat Burglesum angestoßen, da hier gemäß Ortsgesetz über Beiräte und Ortsämter das Vorschlagsrecht zur Namensgebung liegt.
Der Beirat sprach sich zunächst für „Kaufmann-Smidt-Straße“ aus. Aus den Reihen der Anwohner kam ein weiterer Vorschlag: „Johann-Hägermann-Straße“. Johann Heinrich Hägermann war Lehrer und Heimatforscher. Er war erster Vorsitzender des TV Grambke und leitete die Schule in Grambke.
In einer Beiratssitzung machte sich Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchivs Bremen, für einen neuen, alternativen Namensvorschlag stark. Er erläuterte: „Die Straße hieß früher Sinaistraße. … Es ergibt sich jetzt die einmalige Chance, auch hier etwas rückgängig zu machen, was nationalsozialistisches Unrecht war.“
Der Vorschlag zielte darauf ab, das nationalsozialistische Unrecht zu korrigieren und die historische Bedeutung der Sinaistraße zu würdigen. Der Beirat befragte die Anwohner der Straße nach ihrer Meinung zu dem Vorschlag und erhielt eine mehrheitliche Zustimmung. Am 26.04.2016 wurde vom Senat die Umbenennung in Sinaistraße beschlossen und zum 15.11.2016, 13 Uhr (!) wirksam – man achte auf die Feinheiten.
Die Sinaistraße erhielt ihren Namen also zurück und wurde damit zu einem Symbol für die Aufarbeitung der Vergangenheit und die Vielfalt der Gegenwart in Bremen- Burglesum. Sie erinnert uns auch zukünftig an die jüdische Geschichte in unserem Land und an den Widerstand gegen den Faschismus. Sie ist aber auch ein Teil des lebendigen Burglesums, das sich durch seine ländliche Idylle und seine kulturelle Vielfalt auszeichnet.
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 119
Quellen:
Die Norddeutsche. Sinaistraße könnte ihren Namen zurückbekommen, 15.05.2015
Porsch M (2000). Bremer Straßenlexikon, Band 11, Burglesum, Grohn. Bremen: Verein Freizeit 2000 e.V.
Deputationsvorlage für die Sitzung der Deputation für Umwelt, Bau, Verkehr, Stadtentwicklung, Energie und Landwirtschaft (S) am 05.11.2015. Teilumbenennungen der Straßen Lesumbroker Landstraße und An Smidts Park, 19.10.2015, nebst Anlagen
Weser-Kurier., Amtliche Bekanntmachungen, Umbenennung der Lesumbroker Landstraße/Rückbenennung der Straße An Smidts Park, 15.09.2016, https://www.amtliche-bekanntmachungen.bremen.de/amtliche-bekanntmachungen/umbenennung-der-lesumbroker-landstrasse-rueckbenennung-der-strasse-an-smidts-park-15335
Grambker Stadtteilportal, Grambke heute, gestern und vorgestern, Sinaistraße, https://bremen-grambke.de/Sinaistrasse
Arcanum Karten – Das Portal für Historische Karten https://maps.arcanum.com/de/
https://maps.arcanum.com/de/synchron/europe-19century-secondsurvey/?bbox=968873.3174487238%2C7010754.873872868%2C969975.6827160241%2C7011623.150741045&layers=osm%2C158%2C164&right-layers=here-aerial