Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | Lesum |
Postleitzahl | 28717 |
Straßename | Querstraßen |
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Emmaberg ca. 100 Meter lang | Schneiderstraße |
Oberes Emmatal ca. 145 Meter lang | Lesmonastraße |
Unteres Emmatal ca. 135 Meter lang | Spielleutestraße |
Straßentyp | Anliegerstraße |
Der Mädchenname Emma stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „allumfassend“, „gewaltig“ oder „groß.“ Anderen Interpretationen zufolge stammt Emma von Imme („die Biene“ oder „die Fleißige“) ab oder ist eine Kurzform von Namen, die mit Erm- oder Irm- beginnen. Später wurde die Koseform zu einem eigenständigen Namen.
Der Name Emma gehört zu den wenigen Vornamen, die sowohl in den aktuellen Hitlisten als auch in denen von 1890 auftauchen. Von 1890 bis ca. 1910 stand Emma schon einmal ganz weit vorne. Anfang des 19. Jahrhunderts war der Name aufgrund zahlreicher Ritterdichtungen und der romantischen Bewegung sehr beliebt. In den folgenden Jahrzehnten kam er dagegen aus der Mode. Inzwischen ist Emma wieder sehr aktuell, 2014 erreichte der Name erstmals Platz 1 der deutschen Mädchennamenhitliste! In den letzten Jahren belegte Emma regelmäßig einen der ersten Plätze der Vornamen-Statistik.
Das Bremer Straßenverzeichnis führt insgesamt sechs Straßen, die in ihrem Namen den Wortstamm Emma enthalten:
- Emmaberg
- Emmalene-Bulling-Straße
- Emmastraße
- Emmaweg
- Oberes Emmatal
- Unteres Emmatal
Davon liegt allein die Hälfte in unserem Stadtteil.
Nach einem Senatsbeschluss von 1890 wurde die Emmastraße in Schwachhausen, Ortsteil Riensberg, nach der Gräfin Emma von Lesum, der Witwe des letzten Grafen von Lesum, benannt. Über die Gräfin wurde im Rahmen dieser Serie in der Folge Billungstraße bereits ausführlich berichtet. Liudger Billung war der Ehemann der bekannten Gräfin Emma (siehe Lesumer Bote Nr. 111).
Im Herzen Lesums liegt der Emmaberg. Heinrich Kühlken aus Schönebeck hatte hier 1688 seinen „Kühlkens Barg“ genannten Wohnsitz. Heinrich war der Sohn des gleichnamigen Müllers, der die Wassermühle beim Schloss betrieb. Knapp 200 Jahre lebte die Familie Kühlen auf dem Berg. Noch auf dem Totenbett verkaufte der Witwer Johann Kühlken 1888 das Areal an einen Nachbarn. Von diesem erwarb wenig später der Bankier Loose (Lohse) aus Bremen das weiträumige Grundstück. Nun wurde der Berg eingezäunt und in die Zufahrtstore der Name „Emmaberg“ hineingeschmiedet. Schon Gerhard Schmolze beschrieb mehrfach, dass Loose den Berg in Emmaberg umbenannte.
Seit vielen Jahren hält sich die Legende, Loose habe den Emmaberg nach seiner früh verstorbenen Tochter benannt habe. Im April 2022 beschrieb der Autor des im Weser-Kurier erschienenen Artikels „Ein Geestrücken als Emmas Berg“ erste Zweifel an dem frühen Tod der angeblich namensgebenden Tochter vom Banker Loose.
Nach den Einträgen in den Kirchenbüchern sind sowohl Looses erste, totgeborene Tochter als auch Auguste Anna Gesina Emma deutlich vor dem Erwerb des Grundstücks in Lesum geboren. Ein direkter Zusammenhang mit dem frühen Tod der Tochter, für die Loose eine Villa bauen wollte, scheint somit tatsächlich nicht logisch.

Looses zweite Tochter, Auguste Anna Gesina Emma, geboren 1876, heiratete 1895 Friedrich Emil August von Krogh und zog mit ihm nach Groß Wede im Kreis Herzogtum Lauenburg, wo dieser ein Gut und eine Ziegelei erwarb. Emma Krogh, geb. Loose, verstarb dort, wohl im Jahre 1955. Gut möglich, dass Loose die Planung für den Bau einer Villa für die Tochter aufgab, da diese gemeinsam mit ihrem Ehemann andere Pläne verfolgte und ihren Lebensmittelpunkt ins heutige Schleswig-Holstein verlegte.

Loose war an dem Besitz des Berges fortan nicht weiter interessiert. Der damalige Lesumer Gemeindeausschuss sah zunächst vor, auf dem Berg eine neue Volksschule zu bauen. Diese wurde dann jedoch 1898/1899 auf dem geräumigeren Mönchhofe gebaut. Loose zog einen Architekten Meyer aus Bremen zu Rate, der dem alten Kühlkenhause, dessen festes Balkenwerk stehen blieb, ein neues Gesicht gab und es eine Zeitlang selbst bewohnte. Meyer parzellierte später das Grundstück in mehre Bauplätze, die nach 1900 bebaut wurden. Wir kennen die in Rede stehende Liegenschaft heute als Emmaberg. Auch das Obere- und auch das untere Emmatal haben hier ihren Namensbezug. Die Wohnlage des Emmabergs, abseits vom Lärm der Hauptstraße und doch in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs, ist auch heute noch ausgezeichnet.
Das Fazit aus der Familiengeschichte ist, dass der Emmaberg nach der Tochter benannt wurde, die es später gemeinsam mit ihrem Ehemann wegzog. Und auch eine weitere Theorie sei hier nicht verschwiegen: Möglich ist auch, dass Looses Ehefrau Emma Maria Johanne Dorothee als Namenspatin für den Emmaberg stand. Insoweit sei die Legende zumindest in Bezug auf „den frühen Tod“ der Tochter korrigiert.
Jetzt fehlt uns noch die Emmalene. Der untere Teil der George-Albrecht-Straße in Blumenthal wurde im Jahr 2012 in Emmalene-Bulling-Straße umbenannt. Sie war die erste in Bremen zugelassenen Rechtsanwältin.
Emmalene Bulling lebte in der Zeit von 1890 bis 1957. Geboren in Bremen studierte sie in Heidelberg und Detmold. Mit ihrer Promotion in Erlangen erwarb sie den Doktortitel der Rechtswissenschaften. 1929 ließ sie sich in Bremen nieder. Die Alltagssorgen der Frauen und der „kleinen Leute“ standen für sie stets im Mittelpunkt ihrer Arbeit. 1930 kandidierte sie für die linksliberale Deutsche Demokratische Partei für den Reichstag.
Die Namensgleichheit mit dem Autor lässt sich auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückführen. Carsten Bulle war sein Name und er lebte in der Zeit von 1577 bis 1666 in Hannöver bei Berne im Stedinger Land. Der Genealoge oder Familienforscher würde es wie folgt ausdrücken: Elf Generationen zurück entspricht dem Stammgroßvater des Autors, bzw. dem Obergroßvater – acht Generationen zurück – der Emmalene Bulling. Der Familienname wechselte über die Jahrhunderte von Bulle (ursprünglich Bullen) zu Bulling.
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 118
Quellen:
Arendt und Schmolze (1985), An der Lesum, Alte Bilder aus Lesum und St. Magnus – Burg, Marßel, Burgdamm
Die Norddeutsche, Ehrung für Emmalene Bulling, 09.11.2012
Die Norddeutsche, Das alte Kühlkenhaus auf dem Emmaberg, 26.05.1962 (Bildquelle)
Compgen, genealogy.net, Ortsfamilienbuch Bremen und Vegesack, Bernhard Loose, https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=vegesack&ID=I60509&nachname=Loose&lang=de, abgefragt am 04.04.2023
Porsch M (2010). Bremer Straßenlexikon, Überarbeitete Gesamtausgabe, Carl Schünemann Verlag Bremen
Weser-Kurier, Ein Geestrücken als Emmas Berg, 02.04.2022
Wikipedia, Krogh (Adelsgeschlecht) https://de.wikipedia.org/wiki/Krogh_(Adelsgeschlecht), abgefragt am 04.04.2023