Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | Lesum |
Postleitzahl | 28717 |
Querstraßen | Am Mühlenbruch Am Rastplatz Auf dem Halm Halmstraße Hindenburgstraße Klostermühlenweg |
Straßentyp | Anliegerstraße |
Straßenlänge | rund 850 Meter |
In meiner Recherche zur Straße „Am Heidbergstift“ bin ich auf eigentümliche Begriffe gestoßen. „Erdfall“ und „Überbrückung“ waren wohl die Kuriosesten.
Ein natürlicher Erdfall beschreibt das Einbrechen von nicht wasserlöslichen Deckschichten über einen Hohlraum. So entstehen schnell Erdsenkungen. Ein Erdfall der künstlichen Art und größeren Ausmaßes wurde durch den Straßenbau geschaffen. Die heutige A 270 – früher gern als „Lesumer Schnellweg“ bezeichnet, wurde 1982 unter der Straße „Am Heidbergstift“ durchgeführt. Hierzu waren mehrjährige, umfangreiche bauliche Maßnahmen zur Befestigung und Entwässerung des Untergrundes erforderlich.
Die Arbeiten begannen 1977. Im November 1982 wurde ein Teilstück bis auf die Höhe „Auf dem Halm“ von einem Kilometer Länge fertig gestellt. Die Baukosten betrugen rund 35 Mio. DM. 25 Mio. DM wurden allein für das Trog- und Überführungsbauwerk „Am Heidbergstift“ ausgegeben. Die 230 Meter lange Wabenstützwand schlug mit weiteren 1,4 Mio. DM zu Buche. Unvorstellbare 150.000 Kubikmeter Boden mussten bewegt werden. 60.000 Kubikmeter wurden an anderer Stelle wieder verbaut, 30.000 abgefahren und 60.000 Kubikmeter wiederum aus anderen Gruben herbeigeschafft.
Nach der Freigabe des Teilstückes richtete sich das Augenmerk auf die knapp restliche, 450 Meter lange Strecke bis zum damaligen Ihlpohler Kreisel (heute Ihlpohler Kreuzung).
Die Abbildung in der Norddeutschen vom 28.12.1978 zeigt die geplanten und auch realisierten Straßenverläufe rund um die Straße „Am Heidbergstift“.

Nicht zur Umsetzung gelangte dagegen die angedachte direkte Brückenanbindung an die die BAB 27 („… die Verbindung von der BAB 27 zur B 74 [heutige BAB 270] zeigt Punkt 9, die von der B 74 [heutige BAB 270] zur BAB 27 die Nummer 8, …“).
1972 war geplant, den Bau einer 800 Meter langen Brücke zu beginnen. Heute würde man wohl umgangssprachlich Fly-over sagen. 22 Monate wurden für den Bau veranschlagt. Der damalige Bürgermeister Hans Koschnik besuchte im August 1971 während eines Informationsbesuches die Baustelle und informierte sich vor Ort über den Fortgang der Arbeiten.
Im Burglesumer Beirat wurde 1994 ein Antrag der CDU-Fraktion mit der Unterstützung der FDP-Fraktion zur Umsetzung der Brückenverbindung verabschiedet. 1999 war wurde die geplante Brück zum Wahlkampfthema der Nord-Bremer FDP. Umgesetzt wurde das Vorhaben bekanntlich nie. Wenn auch technisch herausfordernd jedoch machbar, lässt wohl insbesondere das heutzutage kritische Thema des Lärmschutzes sowie das erwartete Verkehrsaufkommen eine Umsetzung eher unwahrscheinlich erscheinen.
An den Anschlussstellen der BAB 27 und auch der BAB 270 lassen sich noch heute die angedeuteten Zuwegungsansätze zur Überbrückung erkennen.
Jetzt bin ich aber ordentlich abgeschweift. An besagter Straße „Am Heidbergstift“ befindet sich das Adelenstift (heute Verein für Innere Mission) in dem suchtkranke oder psychisch beeinträchtigte Frauen und Männer betreut werden. Die wechselvolle Geschichte vom Rettungshaus zum Kinder- und Familienzentrum erzählt eine spannende Artikelserie im Lesumer Boten. Teil 1 befindet sich in diesem Heft.
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 115
Quellen:
Die Norddeutsche, Kreuzung wird Gesicht vollkommen verändern, 28.12.1978 / Abbildung
Die Norddeutsche, Nach Jahren: Beirat stimmt für Fly-over, 23.04.1994
Die Norddeutsche, Lesumer Erdfälle haben Seltenheitswert, 13.07.1994