Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | Burg-Grambke |
Postleitzahl | 28719 |
Querstraßen | Akazienweg Auf dem Brooke Birkenweg Gartenweg Grambker Dorfstraße Laubenweg Moorlandweg Pappelweg Teufelsmoorstraße Waakhauser Straße Wörpedahler Straße |
Straßentyp | Anliegerstraße, Feldweg / Waldweg (Wirtschaftsweg), Nebenstraße mit Verbindungscharakter |
Straßenlänge | rund 1.300 Meter |
Sprache verändert sich. Wörter passen sich den fortwährenden, dynamischen Entwicklungen der Gesellschaft an. Begriffe, die heute allgegenwärtig sind, sind es morgen vielleicht schon nicht mehr. Viele solcher Bezeichnungen begegnen uns noch heute. Oft nutzen wir sie wie selbstverständlich, ohne den konkreten Hintergrund zu kennen. Die „Nachtweide“ reiht sich sicherlich in diesen Reigen mit ein.
So klar die einzelnen Begriffe des zusammengesetzten Hauptwortes auch sind, so schwer fällt es uns heute, diesen Begriff in einen sinnvollen Kontext zu stellen. Und doch beschreiben die beiden Substantive „Nacht“ und „Weide“ die früher gebräuchliche Wortnutzung sehr treffend: Es handelt sich um eine Weide, auf die die Tiere zur Nacht getrieben wurden, um sie dort grasen zu lassen.
Versetzt man sich in die Zeit von vor mehr als 150 Jahren, ergibt das plötzlich einen Sinn. Damals, als die Landwirtschaft noch die größte Zahl der Einwohner beschäftigte, waren die Nutztiere wie Ochsen, Pferde oder Esel den Tag über zur Arbeit ein- oder angespannt. So zogen sie die Kutsche, den Pflug oder andere landwirtschaftliche Geräte. Zur Erholung und zum Grasen ging es nach getaner Arbeit zum Nachmittag oder Abend auf die Weide.
Der Auftrieb erfolgte dann oft auf die Nachtweide. Dies war im Regelfall eine Gemeinschaftsweide in oder am Rande einer Siedlung. Ähnlich einer Allmende, also einer gemeinschaftlich nutzbaren, landwirtschaftlichen Fläche, konnte sie von der Allgemeinheit genutzt werden.
Die Zahl der Tiere, die auf die Weide getrieben werden konnte, richtete sich nach der Größe des Hofes. Der Auftrieb erfolgte unter Aufsicht des Weidegeschworenen (Bauermeister).
Die Anteile eines jeden Auftriebsberechtigten waren festgeschrieben. Hiervon zeugt noch heute ein Stab, auf dem die erforderlichen Informationen hineingeschnitzt waren. Der Scherstock (= scheren = abteilen oder einteilen) befand sich im Besitz des Bauermeisters und diente diesem zur Kontrolle. Der Stock aus Eichenholz, ca. 2,5 cm dick und 73 cm lang, wird noch heute im Focke-Museum verwahrt.
Die Straße Nachtweide verläuft parallel der Bahnlinie zwischen Bremen-Burg und Bremen-Oslebshausen. Sie führt von Burg-Grambke aus über die Stadtteilgrenze hinaus bis nach Oslebshausen. Zwischen der Nachtweide und dem Nachtweidesee entstanden 1973 rund 40 Siedlerstellen. Die Neubauten mit rund 700 bis 900 qm großen Grundstücken wurden an Neusiedler aus den früheren deutschen Ostgebieten vermittelt. Bei den Vertriebenen handelte es sich oft um sog. Spätumsiedler, vielfach vertriebene Landwirte aus Ostpreußen, Pommern oder Schlesien. Nachdem diese ihr gesamtes Vermögen durch Enteignung verloren hatten, konnte sie sich mithilfe der Aufnahme von Hypotheken hier eine neue Existenz aufbauen. Umschulungen und viele weitere Integrationsmaßnahmen erleichterten ihnen den Neuanfang. Als Initiator des Vorhabens war der Bauernverband der Vertriebenen im Bund der Vertriebenen verantwortlich. Die Gruppensiedlung wurde, wie viele andere in Deutschland auch, aus Bundesmitteln nach dem Bundesvertriebenengesetz und aus Landesmitteln finanziert.
Man darf annehmen, dass es Nachtweiden in ganz Deutschland gab. Davon zeugen noch heute Straßennamen im gesamten Bundesgebiet:
- Nachtweide 40-mal in Deutschland (1-mal in Bremen)
- Nachtweidenstraße 1-mal
- Nachtweidenweg 3-mal (1-mal in Bremen)
- Nachtweider Weg 1-mal
- Nachtweidestraße 1-mal
- Nachtweideweg 11-mal (1-mal in Bremen)
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 113
Quellen:
Norddeutsche Volkszeitung, Namen, die zu uns sprechen, 15.09.1956
Die Norddeutsche, Den Aussiedlern wird nichts geschenkt, 12.07.1972
https://www.strassen-in-deutschland.de/nachtweidenweg-in-deutschland-35100159.html
https://www.strassen-in-deutschland.de/nachtweideweg-in-deutschland-4190637.html