Richthofenstraße (Folge 7)

Straßennamenschild Richthofenstraße

VerwaltungsbezirkBurglesum
Ortsteil St. Magnus
Postleitzahl28759
QuerstraßenAn Bömers Park
An Hackfelds Park
An Rauchs Gut
Auf dem Hohen Ufer
Auf dem Stahlhorn
Blumenkamp
Hasenhöft
Heidjerskämpe
Heriwardstraße
Im Wiedel
Unter den Linden
Weizenfurt
Windmühlenstraße
Straßentyp Anliegerstraße,
Nebenstraße mit
Verbindungscharakter
Straßenlängerund 1.300 Meter

Die Richthofenstraße als unser diesmal thematiserter Straßenzug verbindet die beiden parallel zur Lesum verlaufenden Straßen Unter den Linden und Auf dem Hohen Ufer. Beides sind Verbindungsstraßen zwischen den Stadtteilen Vegesack und Burglesum.

Auf den rund 1,3 km Länge der Richthofenstraße passiert man aus Richtung der Lesum kommend auf der linken Seite zunächst die Villa Rauch. Diese klassizistische Villa und ein Gärtnerhaus wurden 1871/72 vom Architekten Heinrich Müller als Sommersitz für den Bremer Kaufmann Christoph Gottlieb Rauch erbaut.
Im weiteren Verlauf quert sie die heutige Bundesautobahn A 270 (früher Schnellstraße B 74) und die Bahnlinie zwischen Lesum und Vegesack. Im Zuge des Baus der Schnellstraße Mitte der 1970er Jahre mussten mehrere Häuser dem neuen Straßenzug weichen und abgebrochen werden, unter anderem ein Haus an der Ecke zur Windmühlenstraße.

Auf unserer Was-mal-war-Karte sind einige weitere abgerissene Häuser noch verzeichnet und mit Fotos dokumentiert.

Schauen Sie dort gern einmal unter dem unten angeführten Link vorbei.
Auch die frühere Schule Friedrichsdorf (erbaut 1890) und heutiger Kindergarten sowie die Schule St. Magnus sind an der Richthofenstraße gelegen. Lesen Sie dazu auch den Artikel „Grundschule St. Magnus – Eine Schule mit bewegter Geschichte“, ebenfalls in dieser Ausgabe.

Die Richthofenstraße hatte in verschiedenen Abschnitten zu unterschiedlichen Zeiten wiederum andere Namen. Die Hausnummern 59 bis 91 erreichte man noch bis in die 1950er Jahre über die Anschrift Kurze Straße. Die Nummern 25 bis 57 trugen die Anschrift St. Magnus-Straße. Die Hausnummern 1 bis 15 wurden bereits 1933 von Schulstraße in Richthofenstraße umbenannt.

Namenspatron unserer heutigen im Mittelpunkt stehenden Straße war wohl der am 8. Mai 1892 geborene Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen. Von Richthofen errang bereits zu Lebzeiten weltweite Berühmtheit als einer der bekanntesten Militärpiloten. Bis in die Gegenwart erinnern diverse Filme, Bücher und andere Medien an den sogenannten Roten Baron. Dieser Beiname geht auf den roten Signalanstrich seiner Flugzeuge zurück.

Das Bild zeigt eine Rekonstruktion einer Fokker Dr. I auf der ILA 2004 (Wikimedia 2020). Im 1. Weltkrieg wurde Richthofen aufgrund der Anzahl der Abschüsse in seinen Kampfeinsätzen zum Kriegshelden. In weniger als zwei Jahren war er für den Abschuss von 81 französischen und englischen Maschinen verantwortlich. Die Farbgebung des Bildes entspricht nicht der bei seinem letzten Einsatz geflogenen Maschine.

Von Richthofens letzter Einsatz ist datiert vom 21. April 1918. An diesem Tag starb er bei Kampfhandlungen in der Nähe von Vaux-sur-Somme, Département Somme, in seinem Flugzeug. Bis heute ist es ein Rätsel, ob er noch in der Luft getroffen wurde, sein Flugzeug mittels Notlandung noch heil landete oder ob er erst am Boden von französischen Soldaten, in seinem Flugzeug sitzend, erschossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt war von Richthofen Kommandeur des „Jagdgeschwaders Nr. 1“.

So international anerkannt von Richthofens militärische Handlungen sind, so unstrittig ist sicherlich auch, dass frühere sogenannte Kriegshelden – unabhängig ihrer Nationalität – eine Völkerverständigung oder einen Abbau von Feindbildern nicht erleichtern. Aus diesem Grunde gab es in der Vergangenheit bereits Initiativen, den Straßennamen zu ändern.

Es ist darüber hinaus nicht auszuschließen, dass sich die Namensgebung auch auf die gesamte schlesische Adelsfamilie bezieht. Diese brachte neben Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen noch diverse weitere berühmte Namensträger hervor. Unter ihnen Ferdinand Freiherr von Richthofen (1833–1905), Geograf und Erforscher des Richthofengebirges (das heutige Qilian Shan ist ein über 5.800 m hohes Hochgebirge im Westen der Volksrepublik China). Erwähnenswert sind zudem der Rechtshistoriker Karl Freiherr von Richthofen (1811–1888) oder die Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Frieda Amélie Sophie Freiin von Richthofen (1874-1973).

Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 112

Quellen:

Bild Wohnhaus Windmühlenstraße 1, Fotoarchiv des HVL

Juso AG Burglesum, Broschüre, Straßenumbenennungen in Lesum und St. Magnus, Oktober 1988

Porsch M (2000). Bremer Straßenlexikon, Band 11, Burglesum, Grohn. Bremen: Verein Freizeit 2000 e.V.

Wikimedia (2020). Bild Flugzeug: Von Noop1958 – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19161248, zuletzt abgefragt 23.10.2021.

Wikipedia (2021). Manfred von Richthofen, https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_von_Richthofen, zuletzt abgefragt 23.10.2021.

Wikipedia (2021). Richthofen (Adelsgeschlecht). https://de.wikipedia.org/wiki/Richthofen_(Adelsgeschlecht), zuletzt abgefragt 23.10.2021.