Verwaltungsbezirk | Burglesum |
Ortsteil | St. Magnus |
Postleitzahl | 28759 |
Querstraßen | Auf dem Hohen Ufer Blumenkamp Hasenhöft Heidjerskämpe Ulenweg Weizenfurt Zur Alten Stadtgärtnerei |
Straßentyp | Anliegerstraße |
Straßenlänge | rund 850 Meter |
Was haben die Bürgerinitiative „Grünes Bremen“, die frühere Bremer Straße, die Gräfin Emma und mit ihr der Bremer Bürgerpark gemeinsam? Richtig, in allen Fällen gibt es einen Zusammenhang zur Billungsstraße bzw. seiner Namensgebung.
Als Verbindungs- und Anliegerstraße zwischen den Straßen Ulenweg und Auf dem Hohen Ufer schlängelt sich die Billungstraße quer durch ein Wohngebiet in St. Magnus. Vorbei geht es an der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen sowie dem Stiftungsdorf Blumenkamp (beides Bremer Heimstiftung) und An Woldes Wiese.
Apropos Woldes Wiese: Auf dem Betriebsgelände der ehemaligen Stadtgärtnerei, westlich der Billungstraße ist in den vergangenen Jahren neuer Wohnraum entstehen. Nachdem sich das Planfeststellungsverfahren über viele Jahre hingezogen hat, wurde im April 2017 der Bebauungsplan 1274 in der Baudeputation beschlossen. Dieser beinhaltet ein Gestaltungskonzept zur Parkerweiterung von „Woldes Wiese“. So sind verschiedene Maßnahmen „… zur Vermeidung und Verminderung eingriffsbedingter Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes …“ festgeschrieben worden. Eine zusammenarbeitende Arbeitsgemeinschaft der Firmen M-Projekt und Gebr. Rausch Wohnbau investiert im Jahr 2018 und kauft der Stadt Bremen Teile die betreffenden Grundstücke ab. Geplant war der Bau von knapp 50 Wohneinheiten und zwar Reihenund Mehrfamilienhäuser.
Eine lange Auseinandersetzung zwischen Politik, Investoren und Bürgerinitiative „Grünes St. Magnus“ hat sich damit mehr als 10 Jahre hingezogen.
Mit der Gebietsreform von 1939, als die nördlichen Ortsgruppen, unter ihnen St. Magnus, zu einem neuen Kreis BremenLesum zusammengefasst wurden, erfolgte die Umbenennung vieler Straßen. Auf diesem Wege wurden Straßenbezeichnungen, die im neuen Kreis mehrfach vorkamen, bereinigt. Die Nordwestdeutsche Landes-Zeitung schreibt zur Billungstraße am
30. März 1939: „In St. Magnus heißt die frühere Bremer Straße jetzt Billungstraße. Der frühere Name hat nach der Richtung, in der die Straße läuft, keine Berechtigung.“ Mit dem neuen Namen ‚Billungstraße‘ kennzeichne und bewahre man das Andenken des im Zweikampf gefallenen letzten Grafen von Lesmona.
Der früh verstorbene Liudger, Sohn des sächsischen Herzogs Hermann Billung, war der Ehemann der bekannten Gräfin Emma. Dies zog sich nach dem Tod ihres Gatten im Jahre 1011 nach Lesum zurück. Dem Dom zu Bremen schenkte sie große Teile ihres Vermögens. Eine besondere Betreuung hatte für sie die Unterstützung der Armen und Kranken.
Ihre Fürsorge führte im Ergebnis auch zur Spende Wiesen und Weiden der Bremer Bevölkerung zu überlassen. Der Legende nach wollte sie ein Stück Land ihres unsagbar großen Besitzes an die Bremer Bevölkerung abgeben. Potenzielle Erben der Gräfin Emma, waren erbost und versuchten, ihr Vorhaben zu torpedieren. Der ursprüngliche Plan der Gräfin sah vor, den Bürgern eine Fläche zu schenken, die ein Mann in einer Stunde umrunden könne. Warum nicht gleich als Frist einen ganzen Tag einräumen, erwiderten daraufhin die Erben süffisant. Der Bruder des verstorbenen Ehemanns erbat sich dabei das Recht, den Mann selbst auszuwählen. Er berief hierzu einen Krüppel. Gräfin Emma betete für diesen und segnete ihn. So gelang es, dass in gemeinsamer Kraftanstrengung und Unterstützung der Bürger, eben dieser ausgewählte Krüppel an einem Tag in besonderer Kraftanstrengung eine große Fläche umrundete.
»Gehen konnte er nun freilich nicht, da der Gebrauch der Füße ihm gänzlich versagt war; er kroch also auf den Händen, und ein Diener der Gräfin folgte ihm, um alle hundert Schritt auf seiner Bahn einen Pfahl einzuschlagen. Im Anfange waren die Bürger traurig, und die Meisten gingen voller Mißmuth zu Hause; denn was sollten sie von einem Krüppel erwarten. Der aber kroch und kroch, immer gleichmäßig weiter, und als die Bürger gegen Mittag wieder hinausgingen, wurden sie auf das Angenehmste überrascht; denn soweit das Auge reichte, erblickten sie die hellschimmernden Pfähle … und im Abendschein konnte man schon von der Stadt aus deutlich den Krüppel arbeiten sehen, wie er näher und näher kam. Als die Sonne sank, langte er bei der Stadt an, und es war eine Weide eingezäunt, viel umfangreicher, als die Bürger ursprünglich gehofft hatten und fast zu groß für ihren Bedarf. Dies war im Jahre 1032. … «
Der Entscheidung der Gräfin Emma ist es dieser Legende somit zu verdanken, dass der heutige Bremer Bürgerpark entstand.
Die Dankbarkeit der Bremer Bevölkerung war so groß, dass dem Krüppel zu Ehren sein Bildnis zu den Füßen des Bremer Rolands verewigt wurde.
Das Grab der Gräfin Emma befindet sich im Dom zu Bremen.
Erschienen in: Lesumer Bote Nr. 111
Quellen und Zitate:
Bebauungsplan 1274 für ein Gebiet in BremenBurglesum im Bereich südlich Altenheim Blumenkamp, Raschenkampsweg, Auf dem Hohen Ufer, Billungstraße, Bearbeitungsstand: 23.03.2017. Deputationsvorlage für die Sitzung der Deputation für Umwelt, Bau, Verkehr, Stadtentwicklung, Energie und Landwirtschaft (S) am 27. April 2017.
Bremer Adressbuch von 1952, https://brema.suub.uni-bremen.de/periodical/pageview/738952, abgefragt 13.08.2020
Bürgerinitiative (BI) Grünes St. Magnus (2021). https://www.gruenes-sankt-magnus.de.
Heiligenlexikon (2016). https://www.heiligenlexikon.de/Literatur/Emma_Spenderin_Buergerweide.html, abgefragt am 11.07.2021
Norddeutsche Landeszeitung – NL –, Neue Straßennamen in Lesum, 30.03.1939.
F. Wagenfeld: Bremen’s Volkssagen. Neu ediert und mit Erläuterungen versehen von B. U. Hucker, EditionTemmen, Bremen 1996
Weser-Kurier, Bremen verkauft Woldes Wiese, 20.03.2018.
Weser-Kurier, Der Fall Billungstraße, 11.04.2016.